Beispiele
Es gibt viele Situationen der Zusammenarbeit mit anderen, die zu einer Gefahr für die Unabhängigkeit einer Selbsthilfegruppe werden können.
Einige Beispiele:
- Ein Pharmaunternehmen finanziert die Durchführung eines Jugendcamps einer Selbsthilfevereinigung und stellt Referent*innen, die die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen über die korrekte Anwendung ihrer Produkte informieren.
- Ein Hilfsmittelhersteller finanziert die Spenden-Gala einer Selbsthilfevereinigung, einen Charity-Lauf und einen Journalisten-Preis. Das Unternehmen bezuschusst Aufklärungskampagnen und Aktionstage.
- Die Kosten für einen Video-Spot und ein Großplakat einer Selbsthilfevereinigung, die bei einem Public-Viewing einer Sportveranstaltung zum Einsatz kommen, werden von einem Medizinproduktehersteller übernommen.
- Teilnahmebeitrag und Reisekosten für die Fahrt zu einem Jahrestreffen einer medizinischen Fachgesellschaft werden durch ein Pharmaunternehmen übernommen.
- Ein Unternehmen sponsert den Kongress einer Selbsthilfevereinigung. Mitarbeiter*innen des Unternehmens halten dort Fachvorträge; Flyer und Informationsbroschüren werden ausgelegt.
- Eine Selbsthilfegruppe erstellt eine Broschüre mit finanzieller Unterstützung durch ein Unternehmen der Gesundheitswirtschaft. In der Broschüre werden Mitarbeiter*innen des Unternehmens als Ansprechpersonen benannt.
- Eine Klinik finanziert den Aufbau und die Pflege der Internetseite einer Selbsthilfegruppe sowie die Erstellung von Informationsbroschüren und Flyern für Patient*innen.
- In der Mitgliederzeitschrift einer Selbsthilfevereinigung schaltet der Anbieter eines Diagnoseverfahrens eine Werbeanzeige, die wie ein redaktioneller Beitrag wirkt.
- Selbsthilfegruppen betreiben gemeinsame Internetseiten mit Leistungserbringern oder Anbietern von Behandlungsmethoden.
- Vertreter*innen von Selbsthilfegruppen werden zu Patientendialogveranstaltungen eingeladen, halten Vorträge auf Veranstaltungen und schreiben Artikel für Patientenzeitschriften von Unternehmen.
- Unternehmen bezahlen Vorträge von Selbsthilfegruppenmitgliedern für Medizinstudierende und bei Fortbildungen für Fachassistent*innen.
- Selbsthilfegruppen führen gemeinsam mit Hilfsmittelherstellern Kampagnen durch.
- Unternehmen der Gesundheitsindustrie bezuschussen Gruppenleiterseminare, Delegiertenversammlungen, Arzt-Patienten-Seminare und Patientenkongresse sowie Fortbildungen für Patient*innen oder für Ärzt*innen.
- Unternehmen übernehmen Fördermitgliedschaften in Selbsthilfevereinigungen.
- Mitarbeiter*innen einer Agentur geben sich im Auftrag eines Unternehmens in Selbsthilfe-Internetforen als Betroffene aus und schreiben dort lobende Beiträge über die Produkte des Unternehmens.
Haben Sie selbst schon einmal so eine Situation erlebt? Schreiben Sie uns Ihre Geschichte: selbsthilfe@nakos.de