Selbstverständnis klären
Die anerkannte Expertise der Selbsthilfe liegt in ihrer Betroffenenkompetenz. In der gesundheitsbezogenen Selbsthilfebewegung ist viel Erfahrungswissen gebündelt. So hat sie sich zu einer wichtigen Säule im Gesundheitswesen entwickelt. Selbsthilfeengagierte werden mittlerweile in Fragen der medizinischen Versorgung mitberatend einbezogen. Die Selbsthilfe wird dementsprechend auch als Ansprechpartnerin und Zielgruppe für den „Gesundheitsmarkt“ zunehmend attraktiv.
Gruppenziele klären
Die Unabhängigkeit einer Selbsthilfegruppe kann gefährdet werden, wenn ihre eigenen Ziele in den Hintergrund geraten oder von den Interessen von kooperierenden Unternehmen überlagert werden. Daher ist es für Selbsthilfegruppen wichtig, sich über die eigenen Ziele und Vorgehensweisen zu verständigen – also ihr Selbstverständnis zu klären.
Nicht alle Mitglieder einer Selbsthilfegruppe haben die gleichen Erwartungen an die Gruppe. Es lohnt sich daher, ausführlich über die eigenen Motive für den Gruppenbesuch nachzudenken und sich gemeinsam mit den anderen Beteiligten über die Ziele und Vorgehensweisen der Gruppe zu verständigen.
Gemeinsam sollte ein Konsens gefunden werden, was die Gruppe erreichen und mit welchen Aktivitäten sie ihre Ziele voranbringen möchte, wofür finanzielle Mittel benötigt werden. Gemeinsam diskutierte und getragene Entscheidungen stärken das Vertrauen und den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe.
Kooperationspartner sorgsam wählen
Die Gruppe sollte zudem überlegen, wer geeignete Kooperationspartner sein könnten und welche Erwartungen diese an eine Zusammenarbeit haben. Mit wem arbeitet die Gruppe inhaltlich zusammen? Was verspricht sie sich von dieser Zusammenarbeit? Von wem nimmt die Gruppe Geld an und welche Auflagen sind damit eventuell verbunden? Was verspricht sich der Kooperationspartner von einer Zusammenarbeit mit der Gruppe; was macht (gerade) diese Gruppe für ihn attraktiv?
Das primäre Ziel von Wirtschaftsunternehmen ist die Steigerung ihres Umsatzes. Selbsthilfegruppen sollten sich daher bewusst machen, dass Unternehmen nicht aus Selbstlosigkeit handeln, sondern mit der Unterstützung von Selbsthilfegruppen wirtschaftliche Interessen verbinden.
Menschen schließen sich Selbsthilfegruppen an, um sich mit anderen Menschen auszutauschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Diese können die eigenen Erfahrungen meist besser nachvollziehen als Nichtbetroffene. Die Gewissheit, nicht alleine zu sein, hilft und tröstet.
Darüber hinaus gibt es Ziele für die Gruppe als Ganzes, zum Beispiel gegenseitige Hilfeleistungen zwischen den Gruppenmitgliedern bei der Bewältigung bestehender Probleme. Häufig kommen Ziele hinzu, die sich auch an Betroffene und Interessierte außerhalb der Gruppe richten wie die Weitergabe der eigenen Erfahrungen und die Aufklärung über die Problemstellung.
Manche Selbsthilfegruppen setzen sich aktiv für bessere Rahmenbedingungen ein: Sie machen die Öffentlichkeit auf Missstände aufmerksam und wirken auf Verbesserungen in der Versorgung hin. Mitglieder nehmen an Gremien des Gesundheitswesens teil oder beteiligen sich an der Erstellung von Behandlungsleitlinien, um dort ihre Kompetenzen einzubringen.